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Ich muss gerade ein paar Jahre zurückdenken, an eine wunderschöne Zeit, mit einer Liebesgeschichte, die aber leider kein Happy End fand.
Damals hatte ich Jan, einen jungen Mann, ebenfalls aus Krefeld in einem Internetchat kennengelernt und wir hatten uns, auch nicht viel später, real getroffen. Es war sozusagen große Sympathie auf den ersten Blick, ja ich denke so kann man es nennen. Wir verstanden uns sofort, als würden wir uns schon ewig kennen. Sind dann ins Kino gegangen(er hat mich eingeladen) und danach noch Pizza essen. Es war nicht so, dass er vom Aussehen her mein Traummann war, aber schon in diesem Moment, in dem wir da standen und auf unsere Pizzen warteten, knisterte es. Zumindest bei mir, aber es war eigentlich ziemlich eindeutig, dass es ihm nicht anders ging. Ich war einfach total fasziniert von seiner Art. Nach dem Pizzaessen hat er mich nach Hause gebracht.
Von diesem Tag an haben wir uns dann öfter getroffen. Manchmal habe ich mich bei ihm gemeldet und manchmal er sich bei mir. Wir sind dann meistens in seinem Auto woanders hingefahren. Einmal wollten wir z.B. eine Burg besichtigen, was leider daran scheiterte, dass die Burg geschlossen war. Naja, wir sind dann kurzfristig woanders hingefahren. Uns gingen nie die Ideen aus.
Einmal sind wir zu einer Kirmes sonst wo gefahren, das war auch lustig. Wir sind in einem Flugsimulator mitgefahren, bei uns lief das Programm Achterbahn und während alle um uns herum kreischten, machten wir uns darüber lustig. Ich weiß auch nicht warum, aber ich werde nie den Moment vergessen, als wir aus dem Flugsimulator raus waren und an dem Autoskooter, der nicht weit davon entfernt stand, vorbeigingen. Noch heute kann ich mich daran erinnern, dass da das Lied >More than that< von den Backstreet Boys lief.
Woran ich mich auch noch sehr gut erinnern kann, ist, dass wir einmal mit einem Schiff gefahren sind. An dem Tag sind wir auch wieder in eine andere Stadt gefahren und da kam er plötzlich auf die Idee. Wir sind dann zu Fuß Richtung Wasser und mussten dafür auch über ein Stück, auf dem einige Hügel waren. die zum Teil auch rutschig waren und für die ich so ziemlich die falschen Schuhe trug, nämlich Sandalen mit leichtem Absatz. Ja und da wollte mir Jan drüber helfen und reichte mir seine Hand. Es war so ein wunderschöner Moment als sich unsere Hände berührten.
Ja die Zeit mit Jan war wirklich eine wunderschöne Zeit. Leider war sein Urlaub dann zu Ende und er musste zurück zur Bundeswehr. Ich freute mich jedes Mal darauf, dass er wieder zurück kommt. Wenn ich wusste, dass er wieder da ist, war alles viel schöner und ich wollte ihn so schnell wie möglich wiedersehen. Ihm schien es auch so zu gehen. Kann mich an mindestens einmal erinnern, wo er mir zuvor kam und anfragte wegen einer gemeinsamen Unternehmung. Wir sind da Eisessen gegangen.
Wenige Tage später musste er leider wieder zurück zur Bundeswehr und diesmal blieb er länger weg, diesmal ließen sie ihn nicht mehr so schnell weg. Etwas über ein Dreiviertel Jahr habe ich nur auf ihn gewartet, keinen anderen Mann mehr auch nur angeguckt, mich hatte es so schwer erwischt, ich wusste einfach dass ich nur Jan will. Tja bis zu einem Samstagabend im Juni, der alles veränderte. An diesem Abend war ich mit einer damaligen guten Freundin in der KUFA, einer stillgelegten Fabrik, in der Veranstaltungen stattfinden. Dort war an diesem Abend wieder große Disko angesagt und wir wollten mal wieder richtig abfeiern. Doch als wir zum Eingang herein waren und den Flur entlang Richtung Tür, die in den Diskoraum führte, gingen, begann das Unheil seinen Lauf zu nehmen.
Aus dem Diskoraum trat mein damaliger bester Freund Sven, den ich sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Als er mich sah, stürzte er direkt auf mich zu und wir flogen uns regelrecht in die Arme. Als wir uns wieder losgelassen hatten, stand sein Freund neben ihm und gegenseitig stellten wir uns einander vor. Dann meinte Sven, er müsse mal auf die Toilette und erkundigte sich bei seinem Freund, der sich als Andreas erwiesen hatte, wo denn die Toilette sei. Andreas schaute ihn ungläubig an und erwiderte: „Da wo ich eben rausgekommen bin!“ Darauf entgegnete Sven, auf mich weisend: „Wenn du in ihre Augen schaust, dann siehst du nicht, wo irgendjemand aus der Toilette kommt.“ Ich musste grinsen, versuchte aber, keine zu große Reaktion darauf zu zeigen, um Sven keine falschen Hoffnungen zu machen, wenn er irgendeine Reaktion falsch verstand. Naja erstmal verschwand er dann in der Toilette.
Ich muss zugeben, mir gefiel Andreas ganz gut, doch schon als wir gerade fünf Minuten im Diskoraum standen, stellte sich heraus, dass er wohl eher an meiner Freundin interessiert war. Dafür wurden die Anmachversuche von Sven immer schlimmer und Tina und Andreas unterstützten ihn noch. Ich weiß nicht mehr welches Lied lief, aber wir beschlossen, auf der Tanzfläche zu tanzen. Da versuchte Sven das erste Mal mich näher an sich zu ziehen, aber ich ließ es nicht zu. Er war dann wohl leicht eingeschnappt und lehnte sich an einen Pfahl, der nicht weit von uns stand. Andreas flüsterte mir zu, ich solle doch Sven auf die Tanzfläche ziehen und mit ihm tanzen, doch ich wollte nicht und tanzte mit den beiden alleine weiter. Irgendwann kam Sven auf die Idee die beiden alleine zu lassen, weil er meinte, die beiden würden gut zusammenpassen und flüsterte mir zu, ob wir nicht ein bisschen nach draußen, zum Auto gehen wollen, etwas Musik hören und Tina und Andreas ein bisschen alleine lassen, damit sie sich etwas näher kennenlernen können. Ich stimmte zu und wir gingen nach draußen, holten uns erstmal einen Stempel, um wieder hineinzudürfen, setzten uns in sein Auto und er schaltete eine CD ein.
Bei dem Lied >Because the night< von Jan Wayne gab es eine witzige Situation. Eine Clique von Jugendlichen lief am Auto vorbei und da wir die Autotüren offen hatten, konnten sie die Musik hören. Eines der Mädels fing an, richtig witzig zu tanzen. Wir mussten lachen und sie lachte uns auch an. Als die Clique weg war, war da wieder so ein Blick von Sven, bei dem ich dachte: „Oh nein!“ Es war ein langer und eindringlicher, schon verträumter Blick. In diesem Moment wurde es mir klarer als klar- für meinen Geschmack zu klar, dass er sich in mich verguckt hatte und das wohl nicht zu schwach. Er machte mir dann den Vorschlag, doch ins E-dry in Geldern zu wechseln und fragte noch nach meiner Meinung, ob Tina wohl einwilligen würde. Darauf scherzte ich: „Für Andreas kommt sie bestimmt mit.“ Wieder schaute Sven mich mit diesem Blick an, den ich am liebsten aus seinem Gesicht verbannt hätte und dann kam eine Frage, bei der ich am liebsten ausgestiegen und auf den Mond geflüchtet wäre: „Würdest du denn auch für mich mitkommen?“ Ich dachte ich höre nicht recht. >Für Ihn? < Ich hatte doch keinerlei Interesse an ihm, das über Freundschaft hinausgeht. Um einem möglichen Missverständnis auszuweichen, antwortete ich ihm: „Also ich würde aufjedenfall mitkommen.“
Gut, mit dieser Antwort gab er sich scheinbar zufrieden. Wir begaben uns dann also wieder nach innen, um Tina und Andreas, wenn sie auch ihr Einverständnis geben würden, einzusammeln. Im Ruheraum, der direkt hinter dem Eingang zur Fabrik platziert war, fanden wir sie. Sie saßen gemütlich an einem Tisch und unterhielten sich. Sven scherzte andeutungsweise: „Na was macht ihr denn da?“ Andreas konterte: „Na was habt ihr denn im Auto gemacht?“ und wir mussten alle grinsen. Daraufhin unterbreitete Sven seinen Vorschlag und Andreas und Tina waren sofort einverstanden. Naja bei Tina brauchten wir noch einen zweiten Anlauf, aber der hatte sein Ziel dann getroffen. Wir setzten uns dann wieder ins Auto und fuhren nach Geldern. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass wir ein Lied der Band Starsplash hörten, kurz bevor wir vor der Diskothek ankamen.
Wir sind dann in die Diskothek rein und erstmal durch die verschiedenen Räume gelaufen. Dabei hat Sven schon meine Hand genommen und wir sind händchenhaltend durch die Diskothek gelaufen, was ich nicht so schlimm fand. Den ersten Zwischenstopp haben wir dann im Rockraum gemacht. Wir haben uns dort an die Theke gesetzt, Andreas und Tina nebeneinander und Sven und ich nebeneinander. Da bist es zum ersten Mal passiert, dass ich in Svens Armen gelandet bin. Wir saßen nah nebeneinander, er hat mich einfach zu sich in den Arm gezogen und ich habe es zugelassen, fand es irgendwie schön. Irgendwann kam dann irgendjemand auf die Idee, doch mal weiterzugehen und wir gingen in den Raum, in dem Techno und Charts gespielt wurden. Wir wollten direkt etwas tanzen und gingen auf die Tanzfläche. Gerade dort angekommen, verschwand Sven schon wieder mit den Worten: „Ich muss mal kurz weg.“ und ich ertappte ihn beim DJ, mit dem er in ein Gespräch vertieft war.
Kaum war er wieder bei uns auf der Tanzfläche, erklang das Lied >In my dreams< von Noemi, das noch heute zu meinen absoluten Lieblingssongs im Techno zählt. Ich freute mich natürlich wie ein Schneekönig, hätte die Welt umarmen können und tanzte total in die Musik vertieft. In diesem Moment gab es nur noch mich und die Musik. Und direkt daran angeschlossen ertönte das Lied >Because the night< von meinem damaligen Lieblings-Techno-DJ Jan Wayne. Das begeisterte mich natürlich noch mal soviel und ich flippte ziemlich aus. Leider wurde meine Freude ein bisschen gestoppt dadurch dass Sven wieder versuchte, mich an sich zu ziehen. Aber ich ließ es nicht zu und tanzte einfach weiter. Wir tanzten auch nach diesen Liedern noch weiter und immer wieder versuchte Sven, sich mir zu nähern. Ich kann mich erinnern, dass ich irgendwann nachgegeben habe und in seinen Armen tanzte. Aber jedes Mal wenn er versuchte mich zu küssen, wich ich zurück, zeigte ihm, dass mir das zu weit geht.
Doch dann kam der Moment, der vieles veränderte. Die Band Wheatus ertönte mit ihrem Song „Teenage Dirtbag“ ein an sich eigentlich nicht romantischer Song. Doch er sollte seine Wirkung haben. Wieder tanzten Sven und ich und wieder versuchte er sich mir zu nähern. Ich aber ließ es weiterhin nicht zu, wich jedes Mal zurück. Irgendwann aber wurde das Lied für einen Moment ruhiger und eine beinahe romantische Atmosphäre entstand aufeinmal.Ich kann bis heute nicht erklären was in diesem Moment geschah, ein Zauber schien in der Luft zu liegen, Sven erkannte ihn ebenfalls, näherte sich mir wieder und schließlich küssten wir uns. Die Gefühle die ich in diesem Moment empfand kann ich kaum beschreiben. Plötzlich raste mein Herz, Schmetterlinge flatterten wild in meinem Bauch und alles um uns herum versank. Ich fühlte mich als würde ich schweben, musste im nächsten Moment zwar daran denken, dass ich mir jetzt selber die Chance genommen hatte, jemals mit Jan zusammenzukommen, aber es war mir nun egal. Jan schien mich ja eh nur als gute Freundin zu sehen und nicht mehr und ich mochte Sven wirklich gerne.
Als der Morgen graute und wir die Diskothek verließen, beschlossen wir, uns unterwegs ein Frühstück zu besorgen und gemeinsam im Auto zu frühstücken. Dies taten wir an einer Tankstelle und danach brachten Sven und ich in seinem Wagen Tina und Andreas, die im gleichen Stadtteil und sogar in der gleichen Gegend wohnten nach hause und dann fuhr Sven mich nach hause. Glücklich und verliebt verabschiedeten wir uns vor meiner Haustür voneinander und ich ging nach oben. Jan war nun endgültig vergessen, ich war glücklich, nun mit Sven zusammen zu sein, er war sehr lieb, sah wirklich nicht schlecht aus und gefiel mir gut. Glücklich lächelnd zog ich mich um, legte mich ins Bett und schlief sehr schnell ein. Die ganze kommende Woche darauf lief ebenso gut, ich war mit Sven glücklich, genoss es mit ihm zusammen zu sein. Das aber änderte sich als einige Tage später dann Jan sich wieder meldete und fragte ob ich Lust auf Kino hätte. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, wollte es rein freundschaftlich sehen und an dem Tag erzählte ich ihm, auf dem Weg durch die Stadt(Leider lief im Kino doch kein sehenswerter Film bzw.einer den er schon mit einem Kumpel sehen wollte und einer, der mir nicht zusagte), dass ich wieder vergeben bin.
„Ist doch schön.“ antwortete Jan und wir gingen weiter( suchten ein Cafe in das wir uns rein setzen könnten), blieb nach ein paar Metern dann aber stehen und bat mich, ob wir doch besser zurückfahren könnten, ihm täte der Fuß(er hatte eine Verletzung) wieder weh. Schade fand ich es schon aber ich stimmte zu. Wenn er eben Schmerzen hatte. Wir drehten um und hatten nach einem Fußmarsch von zehn Minuten das Auto wieder erreicht. Nach weiteren fünf Minuten standen wir vor meiner Haustür, langsam stieg ich aus, verabschiedete mich und er sagte auf seine typisch lockere Art: „Wir lesen uns.“ „Ja.“ Ich ging zur Haustür, er fuhr ab und ich schloss die Haustür auf, ging langsam die Treppe hinauf und in mein Zimmer. Da es auch schon Abend war, schaltete ich den Fernseher ein, schaute ein wenig und ging dann schließlich schlafen. Als ich dann aber im Bett lag und es um mich herum still war, eroberte wieder Jan meine Gedanken. Es war so schön ihn wiedergesehen zu haben, Zeit mit ihm zu verbringen. Und ich musste mir eingestehen, dass ich ihm noch immer am liebsten sehr viel näher gekommen wäre. Aber ihm schien es ja nicht so zu gehen und ich war schließlich nun mit Sven zusammen.
Ich versuchte die Gedanken wegzuschieben und zu schlafen, doch Jan und unsere gemeinsamen Momente und Erlebnisse gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was hatten wir schon alles zusammen gemacht und erlebt und es war immer ein so besonderes Gefühl mit ihm zusammen zu sein. Warum hatte ich dieses Gefühl nicht bei Sven, mit dem ich doch jetzt zusammen war und in den ich dachte mich verliebt zu haben? Warum sonst das Herzklopfen und die Schmetterlinge im Bauch an dem Diskoabend? Aber warum ging mir dann noch immer Jan nicht aus dem Kopf? Warum vermisste ich ihn? Sehnte mich nach seiner Nähe? Aber verdammt noch mal von ihm kam nichts! Er schien nicht mehr als eine gute Freundin in mir zu sehen warum sollte ich dann nicht versuchen mit Sven glücklich zu werden? Die Gefühle die ich noch bei Jan empfand könnten sich ja noch einstellen und die für Jan mit der Zeit verschwinden.
Wie gerne hätte ich den Abend mit Jan verbracht, es machte mich schon traurig, dass wir uns so schnell wieder voneinander verabschieden mussten und ich nicht wusste, wann ich ihn wiedersehen würde. Tränen liefen mir aus den Augen, rannen über die Wange und tropften hinab. Weitere Tränen bahnten sich ihren Weg und schließlich brach alles heraus. Bitterlich weinte ich in mein Kissen. Nein ich könnte niemals mit Sven glücklich werden, mein Herz gehörte immer noch Jan, das wurde mir so langsam klar. Ich hatte mich so stark in ihn verliebt, ich wollte einfach nur ihn. Vielleicht war das mit Sven eine Art unbewusster Flucht gewesen weil ich dachte bei Jan sowieso keine Chance zu haben, ich meine er gefiel mir ja, er sah gut aus, war ein sehr netter Kerl und ich konnte mich jederzeit auf ihn verlassen. Aber ich liebte ihn nicht. Was auch immer das an dem Abend in der Disko gewesen war, es waren keine Liebesgefühle, nein ich hatte mich nicht in ihn verliebt, das war mir nun klar.
Vielleicht hatte ich mich auch einfach geschmeichelt gefühlt weil ein Frauenschwarm wie er hinter mir her war, während Jan kein Interesse an mir zeigte, das über freundschaftliches hinaus ging. Hatte er mir jemals ein Kompliment gemacht? Kam jemals eine zärtliche Geste? Die einzige Berührung die von ihm ausging war, wenn wir im Kino saßen und er anfing mich zu kitzeln. Daran hatte er sichtlich Spaß. Aber, wenn auch ein paar meiner Freunde anderer Meinung waren, das hatte nichts zu bedeuten. In einer reinen Freundschaft konnte man sich genauso gegenseitig ärgern. Trotzdem! Ob ich bei Jan eine Chance hätte oder nicht, das mit Sven musste ich beenden. Ich betrog ihn doch bloß wenn ich mit ihm zusammenblieb obwohl meine Gefühle einem anderen galten.
Zumindest das wurde mir durch Sven dann einige Tage später vereinfacht. Wir waren mit ein paar Freunden von mir in ein Billardcafe gegangen wo wir eine Runde spielten und zwischendurch alberten Sven und ich herum. Dabei verdrehte er mir irgendwann den Arm, da er nicht wenig Kraft hatte, aber so stark dass ich vor Schmerz aufschrie. „Das hat wehgetan!“ warf ich ihm nochmals vor, er aber lachte nur, es war kaum zu glauben. Irgendwann verabschiedete er sich, ich ging noch kurz mit nach draußen und wir verabschiedeten uns noch einmal richtig voneinander. Wieder bei den anderen, schaute ich nach draußen, wartete darauf dass Sven vorbeifahren würde und erlebte abermals einen Schock. Wie ich es gar nicht von ihm kannte, hatte er das Fenster heruntergefahren, eine Sonnenbrille auf und lehnte mit einem Arm lässig am Fenster. Nee! Hatte ich auch in den letzten Tagen noch versucht das mit Sven irgendwie zu retten und zu erhalten da ich mich ja schon bei ihm wohlgefühlt hatte und weiterhin gehofft hatte, die tieferen Gefühle würden sich dann mit der Zeit noch einstellen, war ich mir jetzt sicher, dass ich nicht mehr wollte. Sven war nicht der Mann den ich an meiner Seite haben wollte.
Als wir einen Tag später telefonierten, sagte ich ihm dass ich gerne persönlich mit ihm über etwas sprechen wolle, soweit kam es aber gar nicht erst, da er gleich ahnte dass es um unsere Beziehung ging und ich so gezwungen war am Telefon mit ihm darüber zu reden. „Das heißt also das war es jetzt?“ „Ja. Sei mir nicht böse aber das ist es einfach für mich nicht.“ Antwortete ich ihm und hoffte eigentlich dass es ihm nicht soo weh tun würde, da er schließlich ein Mann war, dem die Frauen hinterher schauten und der sich selten Körbe holte, so dass er also keine Schwierigkeiten haben würde eine neue Freundin zu finden. Doch ich hatte falsch gedacht. „Okay dann tschüß.“ hörte ich ihn nur noch knapp sagen und gerade noch bevor er auflegte, dass er angefangen hatte zu weinen. Shit! Das wollte ich nicht. Aber was sollte ich tun? Ihm etwas vorspielen? Davon hätte er noch weniger gehabt und so was konnte ich einfach nicht. Einzelne Tränen rangen über meine Wangen. Ich wollte doch so was nicht. Warum nur musste die Liebe so schwierig sein?
Ich beschloss mich abzulenken, irgendwas zutun und das tat ich. Gegen Abend dann konnte ich nicht mehr gegen den Drang an, mich bei Jan zu melden und schrieb ihm eine SMS wie es ihm denn so ginge. „Gut soweit“ antwortete er und stellte die Frage zurück. „Geht so.“ antwortete ich und erklärte ihm dass ich die Beziehung zu Sven beendet hatte, dass es einfach keinen Sinn hatte, weil ich ihn nicht liebte. Kurz darauf sahen Jan und ich uns wieder und es war wieder wunderschön. An diesem Abend wurde „unser Lied“ geboren. Wir waren mal wieder im Kino gewesen, saßen nun in seinem Auto und er brachte mich nach hause. Wie immer lief eine seiner CDs mit der Trance-Musik. Heute aber war plötzlich Haddaways wunderschöne Ballade I miss you dazwischen und als dieses Lied als zweites auf der CD erklang, stellte Jan die Lautstärke, die sonst immer so leise war, dass man sich unterhalten konnte, hoch, so dass das Lied das Auto erfüllte. Verträumt hoffte ich bei jeder Ampel, dass sie, sobald wir sie erreichten, auf Rot schalten würde. Leider taten nicht alle uns diesen Gefallen und so war das Lied noch nicht zu Ende als wir schon vor meiner Haustür standen.
„Darf ich das Lied noch zu Ende hören?“ bat ich, „Ich find das so schön!“ „Natürlich!“ erwiderte Jan und wir saßen den Rest des Liedes ganz ruhig da. Schließlich verabschiedete ich mich dann und ging nach oben. Am nächsten Morgen besuchte ich gemeinsam mit meiner Mutter meine Oma und als wir wieder draußen waren und unsere Fahrräder entsicherten, beschloss ich Jan meine Gefühle zu zeigen. Vielleicht empfand er ja genauso wie ich, nur war ebenso wie ich, zu schüchtern oder wie ich es bei mir nannte, zu feige, es zu zeigen, geschweige denn auszusprechen. Vielleicht musste einfach mal jemand den Anfang machen und dieser Jemand würde nun ich sein. Nur wie sollte ich es ihm schreiben? Mir fiel ein Spruch ein, der endete mit „Ich liebe dich“. Zitternd tippte ich diesen ein, zögerte noch einen Moment, schickte ihn dann aber ab und wartete mehr als gespannt auf die Antwort.
Ich weiß heute nicht mehr genau was er zurückgeschrieben hatte, aber aufjedenfall war ich schwer enttäuscht. Wieder benahm er sich total neutral, kein Zeichen ob es ihm genauso ging. Nun reichte es mir. Entweder wollte der wirklich nicht oder er war einfach nur zu doof. Ich hatte keinen Bock mehr zu leiden, beschloss von diesem Moment an aufzugeben und Jan aus meinem Kopf zu streichen. Es gab noch genug nette Männer auf der Welt und ich würde bestimmt wieder jemanden finden, in den ich mich verlieben konnte. Schon als ich wieder zuhause war, setzte ich den Plan in die Tat um und chattete ein wenig im RTL-Videotext. Tatsächlich lernte ich dort gleich jemanden kennen, der mir sehr nett und sympathisch erschien. Tom hieß er und kam ebenfalls aus Krefeld. Auf Anhieb verstanden wir uns super und nach kurzer Zeit kam es dann auch zum ersten Treffen.
Zu Jan hielt ich Abstand. Ich hatte genug gelitten, wollte ihn nun einfach nur vergessen, oder zumindest die Gefühle zu ihm langsam vernichten. Dabei half mir Tom sehr. Auf den ersten Blick gefiel er mir gleich sehr gut und auch das Treffen war recht schön, wenngleich er auch sehr still war. Den Grund dafür erklärte er mir aber später über SMS und somit war alles klar. Wir trafen uns öfter und nach nicht mal zwei Wochen küssten wir uns zum ersten Mal und waren von dem Tag an zusammen. Tatsächlich hatte es mich so stark erwischt, dass Jan vergessen war. Ich genoss die Zeit mit Tom und die Verliebtheit wuchs langsam immer mehr zu Liebe heran. Eines Vormittags dann, ich war gerade auf der Arbeit und hatte Mittagspause bekam ich eine SMS von Jan, dass er sich schon darauf freuen würde, wenn er in wenigen Wochen zurück käme und er würde wahnsinnig gerne mit mir Silvester feiern. Und die zweite SMS war gar nicht mehr typisch für ihn wie er sonst war. Frech kannte ich ihn ja aber auf einmal machte er mir auf diese Weise Komplimente und diese waren deutlich.
Ich konnte es nicht glauben. Über ein Jahr lang war ich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt, hatte gebangt und gezittert ob er denn für mich dasselbe empfinden könnte oder nur eine gute Freundin in mir sah, war fast kaputtgegangen, hatte tausendmal wegen ihm geweint, weil es so weh tat und von ihm kam nichts, nun hatte ich es endlich geschafft über ihn hinwegzukommen, eine neue Liebe zu finden, da kam er auf einmal auf die Idee mir seine Gefühle zu zeigen? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Sauer wie ich war, kamen auch meine Antworten zurück und zwischen uns brach ein Streit aus. Irgendwann entschuldigte er sich dann, dass er wohl auch Fehler gemacht habe, dass wir beide Fehler gemacht haben und schrieb noch: „Und wie es jetzt weitergeht weiß ich auch nicht?“ Darauf antwortete ich ihm, dass es mir leid täte aber es gar nicht mehr weitergehen würde, das mit uns einfach nicht passen würde, wir einfach zu verschieden seien, so wie ich es empfand. Von diesem Tag an habe ich nie wieder etwas von ihm gehört. Ja so kann eine Liebesgeschichte auch enden, wenn die Gefühle nicht oder nicht rechtzeitig ausgesprochen werden.
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