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"Warum?!" "Warum?!"Verzweifelt und unter Tränen schreit die 23jährige Sarah diese Worte durch das Zimmer. Weinend schmeißt sie sich wieder auf ihr Sofa, drückt das Gesicht in ein Kissen das dort liegt, vergießt bittere Tränen. Was hat sie so Schlimmes getan dass ihr all das angetan wird? Im Hintergrund singen Evanescence ihre traurige Ballade "My Immortal", treiben Erinnerungen in ihr hoch.
Immer und immer wieder sieht Sarah ihre Mutter vor sich, wie sie auf der Intensivstation in dem Bett lag, nur noch von Maschinen am Leben gehalten, im Koma liegend. Warum musste dieser schlimme Unfall passieren, der dazu geführt hatte? Warum hatte der Fahrer des LKWs nicht gebremst sondern war stur weitergefahren? Nach einer Woche auf der Intensivstation hatte der Körper ihrer Mutter den Kampf verloren und sie war verstorben. Sarah brach zusammen und konnte tagelang nichts essen, wäre Frederik, den sie ein paar Wochen zuvor kennen gelernt hatte nicht da gewesen, wäre sie wohl an Unterernährung gestorben. Frederik aber hatte ihr soviel gegeben, er hatte ihr wieder ein wenig Lebensmut gebracht, Sarah war so sehr in ihn verliebt.
Nun hat aber auch er sie verlassen. Eine andere hatte sein Herz erobert und an diesem Morgen, an dem es früh bei Sarah klingelte und sie, nichts Böses ahnend, die Tür geöffnet hatte und sich freute ihn zu sehen, hatte er es ihr gesagt. Er erklärte, es würde ihm leid tun, er hätte ihr niemals wehtun wollen, aber er könne nichts gegen seine Gefühle tun. Noch nicht mal mehr in den Arm genommen hatte er sie-was sie in der Situation wohl auch nicht gewollt hätte- hatte ihr nur noch einmal gesagt, wie leid es ihm täte und war gegangen.
Sarah ist am Ende. Zwei der Menschen die sie am meisten auf der Welt geliebt hat sind fort. Sie fühlt sich alleine, hat jeglichen Lebensmut verloren, möchte am Liebsten einschlafen und nie wieder aufwachen. In den drei Wochen Urlaub, die am heutigen Tag begonnen haben, möchte sie sich zuhause einschließen und sich nur noch ihren Depressionen hingeben. Wenn doch nur irgendjemand für sie da wäre. Drei ihrer Freundinnen sind mit ihren Familien in Urlaub gefahren, die anderen beiden kann sie zurzeit kaum ertragen, da diese gerade frisch verliebt sind und damit mit ihren Partnern nur noch im Doppelpack anzutreffen sind. Nur das Lied scheint sie in ihrem Leid zu begleiten.
Bitterlich weinend schlägt Sarah auf das Kissen ein."Warum ich?!" "Warum?!" "Was habe ich so schlimmes getan?!" Sie steht auf, geht in die Küche, ein Messer fällt ihr ins Auge und sie überlegt. Langsam geht sie darauf zu, nimmt es vom Schrank auf, schaut es an, hält es sich schließlich an die Pulsadern. Zunächst hält sie inne, der Schmerz ihrer Seele aber lässt sie jegliche Vernunft vergessen und sie beginnt das Messer auf ihren Arm zu drücken, will ins Fleisch hinein schneiden, bis sie die Pulsadern schließlich erreicht und zertrennt hat.
Da klingelt ihr Handy."Shit!" Sarah legt das Messer beiseite, geht zurück ins Wohnzimmer und schaut auf ihr Handy. Dominik? Was will der denn? Zu dem hatte sie doch noch nie so einen großen Kontakt. Er war ein guter Freund von Frederik, aber das war’s. Ein zwei Mal waren sie sich durch Frederik begegnet, hatten aber nie sonderlich viel miteinander gesprochen. Seine Nummer hat sie auch nur, weil Frederik sie hin und wieder von seinem Handy angerufen hatte, wenn er mit Dominik unterwegs war und kein Guthaben auf seinem Handy hatte.
"Ja?" "Hallo! Hier ist Dominik der Freund von Frederik." "Hallo." antwortet Sarah nur kurz. "Ich habe gehört was passiert ist." "Wie was passiert ist?" "Dass Frederik mit dir Schluss gemacht hat." Deutlich kann man hören, wie leid Dominik das tut und Sarah beschließt deshalb, ihn nicht einfach abzuwürgen, sondern sich auf ein Gespräch einzulassen. "Tja was soll ich machen wenn er eben nicht mehr mich sondern die andere liebt."Sie versucht die Starke zu spielen, doch bemerkt gleich als sie den Satz beendet hat, wie ihr wieder Tränen die Wange hinunterlaufen.
"Nein! Er hat sich das zu einfach gemacht. Die eine abservieren, damit er für die andere frei ist. Ich verstehe nicht, wie er sich überhaupt in eine andere verlieben konnte, wo er dich doch hatte!" "Tja scheinbar bin ich es nicht wert, geliebt zu werden." Bei diesem Satz werden die Tränen noch stärker und Sarah kämpft mit aller Macht dagegen an, am Telefon und damit vor Dominik zu weinen."Ach das ist doch Unsinn. Du bist doch ein tolles Mädel!" Kurz ist Sarah von dem Kompliment abgelenkt."Woher willst du das wissen? Du kennst mich doch kaum und wir haben noch nie viel zusammen gesprochen." "Aber ich habe Augen im Kopf." Dies hat er eindeutig mit einem Grinsen im Gesicht gesagt.
Er fügt hinzu:" Und auch das was ich von dir mitbekommen habe, kam sehr sympathisch rüber." Sarah schüttelt den Kopf: "Toll! Von sympathisch kann ich mir auch was kaufen! Ich möchte dass mich jemand liebt. Mich so liebt wie ich bin. Mir Geborgenheit gibt, mich in seinen Arm nimmt und mir mein Leben wiedergibt! Weißt du dass ich mein Leben gerade beinahe beendet hätte?" Das ist zuviel. Sie bricht weinend zusammen und hört Dominik nur noch durch den Hörer ihren Namen rufen.
"Ist alles in Ordnung?" "Hey Sarah!" "Bitte Sarah melde dich, ich mache mir Sorgen!" Sie nimmt das Telefon wieder in die Hand, weint:"Ich kann nicht mehr Dominik! Das alles war zuviel! Ich möchte nicht mehr leben!" "Sarah bitte! Mach keinen Unsinn!" Doch Sarah legt auf, liegt weinend am Boden. Zehn Minuten bleibt sie dort liegen, wirft dann wieder einen Blick in die Küche. Und sie fasst den Entschluss zu Ende zu bringen, womit sie vor dem Telefonat begonnen hatte.
Langsam schlurft sie ins Wohnzimmer, stellt die Lautstärke der Anlage so hoch, dass das Lied die gesamte Wohnung erfüllt und schleicht in die Küche, wo sie das Messer wieder ergreift und an ihre Pulsadern führt.
Plötzlich hämmert es an der Tür und sie schreckt zusammen."Mensch!" flucht sie, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und geht an die Tür. Als sie sie öffnet, kann sie es kaum glauben. Dominik steht vor ihr, ein unscheinbarer Typ, nicht wie Frederik ein Frauenschwarm. Nein, Dominik zählt vom Aussehen her eher zum schlechteren Durchschnitt. Er hat keine so perfekte Figur wie Frederik, hat ein wenig mehr Speck, auch wenn er aber noch lange nicht dick ist. Mit seinem kurzen schwarzen Haar und den blauen Augen, in einem Gesicht, das ebenfalls keinen Schönheitspreis gewinnen würde, längst kein Quasimodo , aber auch nicht schön genug um Blicke von Frauen zu gewinnen. Was bisher der Grund war, dass er mit seinen 26 Jahren bisher nur eine Freundin hatte. Und die hatte ihn nach zwei Wochen mit einem anderen betrogen und ihn schließlich verlassen.Sarah muss sich eingestehen, dass sie, so gemein es vielleicht auch ist, verstehen kann, dass sich bisher keine in Dominik verliebt hatte. Ein wenig isst das Auge doch mit.
"Hey!" begrüßt sie ihn. "Woher weißt du denn wo ich wohne?" Dominik erklärt:"Frederik hatte mir das mal gezeigt. Als…na ja als mit euch noch alles in Ordnung war." Betreten schaut er zu Boden."Ja." antwortet Sarah nur und die Erinnerung treibt ihr wieder Tränen in die Augen. Sie dreht sich von Dominik weg, damit er es nicht sieht, Dominik aber wird aufmerksam."Hey alles in Ordnung?" Nicken. Mehr bringt Sarah nicht mehr zustande. Der ganze Schmerz droht heraus zu brechen und sie muss all ihre Kraft aufbringen, nicht vor Dominik zu weinen oder gar zusammen zu brechen.
Dominik schließt die Tür hinter sich, geht nun um Sarah herum um sie anschauen zu können und sieht die Tränen."Hey komm mal her." Vorsichtig zieht er sie zu sich in den Arm. Sarah lässt es geschehen und bricht nun wieder in Tränen aus. Zärtlich streichelt Dominik ihr über den Kopf: "Ganz ruhig. Ich bin bei dir." "Ich kann nicht mehr!" jammert Sarah, "Ich habe zwei Personen die ich so geliebt habe verloren und damit jeglichen Lebensmut. Es tut so weh!" Fast erstickt sie, so heftig weint sie. Ihre Seele ist zerbrochen, der Schmerz den sie ununterbrochen verspürt ist schlimmer als jeder körperlicher."Ich kann einfach nicht mehr!"
Dominik hält sie in seinem Arm."Doch Sarah das kannst du. Schmeiß dein Leben nicht weg. Ich bin bei dir und ich werde immer da sein wenn du mich brauchst." Kurz beruhigt sich Sarah, schaut erstaunt auf. "Warum tust du das? Wir kennen uns doch kaum." "Na das kann man doch ändern." Ein wenig heitert sein Lächeln sie auf und sie vergisst für einen Moment ihren Kummer. Schnell ist dieser aber wieder da.
Dominik erklärt:" Zunächst machen wir erst einmal diese traurige Musik aus. Die macht dich nur noch mehr fertig." Nachdem er die Anlage ausgeschaltet hat, dreht er sich zu Sarah herum:"Und weißt du was wir jetzt machen?" "Was denn?" Sarah zieht zunächst die Nase hoch, nimmt sich dann ein Taschentuch und schnäuzt."Wir gehen spazieren. Das bringt dich auf andere Gedanken und wir können währenddessen reden. Reden hilft viel."
"Okay." Sarah verschwindet kurz im Bad, wäscht sich das Gesicht, sie verlassen die Wohnung, das Haus und laufen die Straße entlang. An einer Kneipe, deren Fenster geöffnet sind, tönt ihnen dabei der Lovesong I’ll be the one der Band Trademark entgegen und Sarah schießen wieder die Tränen in die Augen. Wie stark erinnert das Lied sie doch an Frederik. Schnell hat Dominik die Situation erkannt und stellt sich wieder vor sie:"Hey! Ich bin da ich helfe dir. Und ich lasse dich nicht alleine!" Und er nimmt sie wieder in den Arm.
Sarah legt ebenfalls ihre Arme um ihn und genießt die Geborgenheit, die sie nun endlich mal wieder spürt."Danke." "Danke? Wofür?" Sie schauen sich an. "Dafür dass du für mich da bist. Ich weiß gar nicht womit ich das verdient habe." "Hey Sarah, du bist ein nettes und sympathisches Mädel. Und ich kann nicht verstehen wie Frederik mit dir umgegangen ist. Wenn er keine Gefühle mehr für dich hatte, okay. Aber er hätte mit dir darüber sprechen können, was auch immer dazu geführt hat und ihr hättet versuchen können daran zu arbeiten. Stattdessen sucht er sich eine andere. Das war einfach nur mies von ihm!"
Dankbar schaut Sarah ihn an:"Hätte er nur mal dieselbe Einstellung gehabt." "Ja." Traurig schaut Dominik zu Boden, "Die Welt besteht leider mittlerweile aus zu vielen schlechten Menschen. Das habe ich auch oft genug zu spüren bekommen." Sie lassen einander los und gehen weiter."Inwiefern?" möchte Sarah wissen. Dominik erwidert:"Ach mich haben die Frauen bisher immer nur verarscht. Eine einzige Freundin hatte ich und die hat mich mit einem anderen betrogen und ist dann auch noch mit dem zusammengekommen." "Oh man! Das tut mir leid."
"Geht schon." entgegnet Dominik, "Ich habe mich schon an den Gedanken gewöhnt mein Leben lang alleine zu bleiben. Frauen wollen einfach keine Männer die, wie ich, nicht besonders hübsch sind und ihnen dazu auch nur das bieten können, was ein Durchschnittsmann eben zu bieten hat. Eines von beiden ist ja noch erträglich aber da ich beides miteinander verbinde, habe ich einfach keine Chancen."
Schnell lenkt er ab:"Aber genug davon. Es geht um dich. Ich möchte dass es dir gut geht." Ihm kommt eine Idee."Können wir kurz noch mal bei mir vorbei?" "Klar." Sie biegen in die nächste Strasse ein, laufen ein Stück gerade aus, biegen, noch einmal rechts und dann links ab und stehen dann vor Dominiks Haustür. Sie betreten das Haus, laufen zwei Treppen hinauf und treten in die Wohnung.
Sarah staunt. Welch eine Wohnung. An die Diele die nicht anders aussieht als andere, schließt sich ein Wohnzimmer mit orangefarbenen Wänden an, an dessen Wänden überall Kerzenständer hängen, in denen rote Kerzen stehen. Die Küche ist ebenfalls sehr romantisch ausgeschmückt, dort ist alles blau ausgestattet, eine Kerze steht auf dem beighfarbenen Tisch und ein Blumenstrauß der rote Blüten trägt, steht auf dem Tisch.
"Scheinst ja ein ziemlicher Romantiker zu sein." "Ja das bin ich." wird Dominik verlegen und erklärt:"Ich liebe es mich abends aufs Sofa zu legen, Kerzen anzuzünden und romantische Balladen zu genießen." "Mein Lieblingslied ist Bed of roses von Bon Jovi kennst du das?" Sarah kann es kaum glauben. >>Klar kenne ich das Lied. Das ist wunderschön!" "Wow! Da scheinen wir ja echt was gemeinsam zu haben." "Ja das stimmt wohl." Dominik sucht ein paar CDs zusammen, verschwindet im Schlafzimmer und kommt mit einem Rucksack wieder heraus."Wir können gehen." "Okay."
Sie verlassen das Haus wieder und Sarah lässt sich von Dominik leiten, bis sie das Ziel, das Dominik gewählt hat, erreicht haben. Sie staunt. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er sie zu einem See führen würde. Nah am Wasser setzen sie sich ins Gras und Dominik beginnt seinen Rucksack auszupacken. Dabei kommt Sarah aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mitgebracht hat er einen CD Player, mehrere CDs - darunter sein Lieblingslied Bed of roses - und ein paar Kerzen, die er in passende Halter stellt und um sie herum verteilt.
"Keine Sorge das soll keine Anmache werden. Nicht dass du das denkst wegen der ganzen Romantik. Ich möchte dich nur ablenken und dafür sorgen, dass es dir mal wieder gut geht." Behutsam zündet er die Kerzen an. In den CD Player legt er die CD von BonJovi und schaltet ihn ein. Als der Song erklingt, treten Sarah die Tränen in die Augen. Sie muss weinen."Hey!" Sanft wischt ihr Dominik die Tränen weg."Ach Dominik das ist zu schön. Ich danke dir." Er lächelt:"Das mache ich doch gerne."
Dann steht er auf, beugt sich ein wenig zu ihr hinunter und reicht ihr die Hand. "Möchtest du tanzen?" Sarah ergreift seine Hand, steht ebenfalls auf, Dominik nimmt sie in seinen Arm und sie tanzen, bewegen sich langsam zu dem sanften Takt der Musik. Zum ersten Mal seit dem schrecklichen Morgen fühlt Sarah sich wieder geborgen, lebendig und einigermaßen glücklich."Dominik ich danke dir so sehr. Du bist ein Engel." Der lächelt."Nein. Ich bin ein ganz normaler Typ…nur eben sehr romantisch und ich helfe gerne traurigen Menschen wie dir."
Nun muss Sarah lachen. Verträumt lehnt sie ihren Kopf an seine Schulter und versinkt vollkommen. Würde dieser Moment doch niemals enden. Ganz langsam scheint sie den Boden unter den Füßen zu verlieren, beginnt zu schweben, eine Wolke erscheint, trägt sie beide hinauf in den sternenklaren Himmel. Alles was geschehen war, all diese schrecklichen Dinge die sich über Sarah ergossen hatten, scheinen weit weg und unwirklich zu sein. Jegliche Angst ist verflogen und Sarah fühlt sich nur noch wohl. Langsam nähert sich das Lied dem Ende. Noch ein letztes Mal schmettert BonJovi den Refrain und Sarah schließt ihre Arme unbewusst noch fester um Dominik, als hätte sie Angst, er könne jeden Moment gehen.
Mit dem Ende des Songs lassen sie einander wieder los, kurz schaut Sarah Dominik noch einmal dankbar an, der dies mit einem Lächeln erwidert und sie setzen sich wieder ins Gras. Dominik lehnt sich zurück, legt sich ins Gras, stellt noch einmal kurz etwas am CD Player ein, eine CD mit verschiedenen Musikstücken ertönt, und schaut hinauf in den Sternenhimmel. Sarah legt sich ebenfalls neben ihm ins Gras. Für kurze Zeit ist es still bis auf die Musik.
"Hach das ist so herrlich hier!" schwärmt Sarah dann verträumt."Ja," erwidert Dominik von der Seite, "Es gibt für mich kaum etwas Schöneres als mich hier ins Gras zu legen und bei schöner Musik in den Sternenhimmel zu schauen." Für einen kurzen Moment ist Sarah fasziniert. "Ich habe noch keinen Mann erlebt der so war wie du, weißt du das? Wenn doch mal alle Männer so wären. Ich hätte nichts dagegen einen romantischen Mann an meiner Seite zu haben. Aber die Spezies scheint ausgestorben zu sein." "Ach es gibt sicher noch einige Männer außer mir die romantisch sind." "Na ich will es hoffen."
Sie lächeln sich an und für einen kleinen Moment wird Sarah ein wenig verlegen. Ein süßes Lächeln hat er ja. Wenn er auch ansonsten äußerlich nicht ihr Typ ist. Gerade ist wieder ein Song zu Ende gegangen und eine vertraute Melodie ertönt. "Die komplette CD habe ich selber zusammengestellt." erklärt Dominik. Die Stimme der Schlagersängerin Helene Fischer ertönt. Gleich spürt Sarah wie sich Gänsehaut auf ihrer Haut bildet. Sie hat das Lied gleich erkannt. Und es dauert auch nicht lange, da spürt sie, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals festsetzt. Als dann Helene singt "Du ich weiß du wirst mir fehlen, komm vergiss mich wenn du kannst….." und dann noch "Und ich weiß du wirst mir fehlen, hab total an uns geglaubt. Ich lern ohne dich zu leben" bricht der Kloß, den sie die ganze Zeit mühsam versucht zu kontrollieren und sie fängt an zu weinen. Zu sehr schmerzt ihr noch das Ende zwischen ihr und Frederik.
"Hey!" Schnell schließt Dominik sie in seine Arme. "Frederik?" schließt er gleich richtig. Weinend kann Sarah nur nicken. "Mist! Entschuldige! Daran hatte ich nicht gedacht." Schnell drückt er ein Lied weiter, hält Sarah weiter in seinem Arm. "Du?" "Ja?" "Darf ich ein bisschen in deinem Arm bleiben?" bittet Sarah, "Ich brauche das jetzt einfach." "Natürlich! Ich halte dich solange in meinen Armen wie du möchtest." "Danke du bist lieb." Sarah kuschelt sich an ihn, schließt die Augen. Lächelnd schaut Dominik nach unten, streicht ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sie liegen für eine Weile still dort.
Erst als die ersten Vögel wieder beginnen zu zwitschern, schauen sie auf die Uhr. "Oh weih!" erschrickt Dominik, "Wir haben es bereits 3 Uhr!" "Wie bitte?!" Sarah kann es kaum fassen. "Ich habe gar nicht bemerkt wie die Zeit vergangen ist!" "Ich ja auch nicht." Sie stehen auf. "Wie gut dass morgen keiner von uns beiden arbeiten muss." "Ja da hast du wohl recht." Nachdem die Sachen wieder zusammengepackt sind, machen sie sich auf den Rückweg. Dominik bringt Sarah nach Hause, wo sie sich nochmal für den schönen Abend bedankt, er nimmt sie noch einmal ganz lieb in den Arm, was Sarah wieder sehr genießt und sie geht hinauf in die Wohnung. Dort legt sie sich gleich, nachdem sie sich umgezogen hat, ins Bett und schläft sofort ein.
Am nächsten Tag wacht sie erfrischt um 12 Uhr auf, duscht, zieht sich an und macht sich auf den Weg in die Stadt, wo sie mit ihrer Freundin Steffi verabredet ist. "Na Süße wie geht es dir?" "Sehr gut. Und dir?" "Auch." "Aber wie kommt es dass es dir sehr gut geht? Nicht dass es mich nicht freuen würde, aber nach dem was bei dir war, hätte ich eher damit gerechnet, dass es dir sehr schlecht geht." "Na ja…" Sarah lächelt, "Ich hatte gestern einen wunderschönen Abend." "Einen wunderschönen Abend?" "Ja. Dominik, ein guter Freund von Frederik ist zu mir gekommen nachdem er mitgekriegt hat wie schlecht es mir geht. Wir sind zu einem See gefahren, haben Musik gehört, uns die Sterne angeschaut und unterm Sternenhimmel getanzt."
"Wow!" Steffi bekommt kaum mehr den Mund zu. Dann grinst sie. "Na ob sich da was anbahnt?" "Zwischen Dominik und mir? Nein, wir verstehen uns und das ist auch schon alles. Er ist auch gar nicht mein Typ und von seiner Seite kommen auch keine Zeichen, dass er möglicherweise mehr wollen würde." "Ja noch nicht, aber man kann nie wissen." "Aber wenn er doch gar nicht mein Typ ist."
Mittlerweile sitzen sie an einem Tisch vor einem Eiscafe. "Süße, so was kann sich so schnell ändern. Wenn die Liebe einschlägt dann ist er dein Typ, das kannst du mir glauben. Oft schleicht sich die Liebe auch so langsam ein, dass du es gar nicht wahrnimmst. Dass du es erst dann bemerkst wenn es zu spät ist." "Ich stelle dir jetzt mal ein paar Fragen und ich möchte dass du sie ehrlich beantwortest." "Okay." "Frage 1 Wie hast du dich gefühlt als du beim Tanzen in seinem Arm lagst?" Sarah überlegt. Ein Lächeln bildet sich auf ihrem Gesicht: "Es war traumhaft. Ich hatte das Gefühl ich schwebe." "Okay weiter zu Frage 2 Wann möchtest du ihn gerne wieder sehen?" "Hm… Also ich hätte nichts dagegen ihn heute Abend wieder zusehen." "Okay meine dritte und letzte Frage: Was würdest du gerne machen wenn er wieder bei dir ist? Würdest du gerne noch einmal mit ihm tanzen?"
Sarah horcht in sich hinein, hört wieder das Lied, spürt Dominiks Arme um sich. "Ja sehr gerne." lächelt sie, schon leicht schwärmend. "Du hast also schon das Verlangen ihm nah zu sein." "Ja irgendwie schon. Aber kann das nicht an meiner Situation liegen?" "Okay das könnte auch. Okay machen wir es anders. Moritz gefällt dir doch äußerlich recht gut und ist auch nett oder?" "Ja." "Könntest du dir auch vorstellen, dass Moritz so mit dir tanzt und dich in seinem Arm hält und für dich da ist?" Kurz überlegt Sarah. "Nee!" erwidert sie dann, ganz klar abgeneigt. Nun grinst Steffi: "Mädel du bist dabei dich in Dominik zu verlieben. Es ist eindeutig." "Aber das kann nicht! Er ist gar nicht mein Typ!" "Tja man verliebt sich seltenst in das Aussehen, zum größten Teil verliebt man sich in den Charakter. Und es gibt nicht umsonst den Spruch "Nicht die Schönheit entscheidet wen ich liebe sondern die Liebe entscheidet wen ich schön finde"."
Sie ergänzt: "Du wirst sehen dass ich recht habe." Sie bezahlen ihre Eisbecher, stehen auf, laufen noch ein wenig durch die Stadt und Steffi erkundigt sich: "Was magst du an Dominik?" Da muss Sarah nicht lange überlegen. "Ich mag seine liebe Art und dass er so für mich da ist. Die Art wie er mich in den Arm nimmt, sein Lächeln, dass er so romantisch ist und dass er mir soviel Hoffnung gibt." Wieder erklärt Steffi: "Ja das klingt eindeutig." In dem Moment begegnen sie Dominik und Sarah spürt, wie ihr Herz beginnt, schneller zu schlagen. Nervös stellt sie die beiden einander vor, die beiden begrüßen sich und Dominik wendet sich an Sarah: "Hättest du heute Abend Zeit? Ich würde gerne noch einmal ein Attentat auf dich ausführen." "Klar!" antwortet Sarah, fast wie aus der Pistole geschossen. Mist was soll das? Was ist mit ihr los? Auf einmal kann sie sich nicht mehr kontrollieren.
"Okay. Wenn du einverstanden bist würde ich dich diesmal gerne zu mir entführen... sagen wir so um 19 Uhr?" "Ja sehr gerne." Sie kann es nicht verhindern zu lächeln, fast zu strahlen. Dominik erwidert das Lächeln."Dann wünsche ich euch noch einen schönen Nachmittag und ich freue mich auf heute Abend." "Ich mich auch. Bis nachher." Einen kleinen Moment schaut Sarah Dominik hinterher, bekommt dabei nicht mit, dass sie von Steffi beobachtet wird. "Also wenn du nicht verliebt bist. So wie du ihm schon hinterher schaust." Sarah lächelt. "Ach er ist einfach toll. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen der so ist wie er. Ich weiß dass er nicht gerade Keanu Reeves ist aber er ist so lieb, so zärtlich, so…"
Sie kann nicht weiter sprechen, Tränen steigen ihr in die Augen. Sofort nimmt Steffi sie in den Arm. "Shit ich glaube mich hat’s wirklich erwischt." "Ja das habe ich mir schon gedacht." "Aber wie kann denn das? Er ist doch eigentlich gar nicht mein Typ." "Tja vom Äußeren her, aber Liebe ist nicht oberflächlich, sie schaut tiefer hinein, schaut in das Herz des Menschen. Wobei Dominik auch nicht hässlich ist, nur eben kein Typ dem Frauen hinterher schauen, denn dabei geht es eben erstmal: um das Äußere. Lernst du aber jemanden kennen und merkst es passt, ihr versteht euch und es ist richtig toll, verschwinden Äußerlichkeiten im Hintergrund, das ist eben so. Denn die Liebe interessiert sich nicht für solch banale Dinge. Sie kommt aus dem Herzen."
"Du hast vielleicht recht. Aber was soll ich jetzt machen? Ich habe ihn gestern erst näher kennen gelernt und wir haben das erste Mal etwas zusammen gemacht. Als ich noch mit Frederik zusammen war, hatten wir nicht mal ein richtiges Gespräch. Da hatte ich kaum Kontakt zu ihm. Ich kann jetzt nicht plötzlich damit ankommen dass ich mich in ihn verliebt habe. Der geht flüchten." Steffi löst sich wieder von ihr. "Lass es auf dich zukommen. Verbring Zeit mit ihm, zeig ihm erstmal nur dass du ihn gern hast und dass er dir wichtig ist und achte auf sein Verhalten. Vielleicht empfindet er ja dasselbe für dich. Und wenn nicht kann das immer noch kommen."
"Das wäre schön." Sarah strahlt, schüttelt den Kopf:"Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich eines Tages in ihn verlieben würde. Wie gesagt wir haben vorher nicht mal ein Wort miteinander gesprochen außer >Hallo< und >Tschö<. Und er ist mir auch nie großartig aufgefallen, ich dachte auch niemals, dass er überhaupt mein Typ sein könnte. Daran hätte ich nicht im Traum gedacht." "Ja das ist die Liebe." Sie laufen weiter, haben bald die Stadt durchquert, gehen den Weg noch einmal zurück und verabschieden sich, am Bahnhof angekommen, voneinander. "Das wird schon." ermutigt Steffi Sarah noch einmal, steigt dann in ihre Bahn und Sarah geht zur Ampel um die Straße zu überqueren.
Zuhause setzt sie sich etwas an ihren PC, spielt ein bisschen, schaut alle zwanzig Minuten auf die Uhr und steht um viertel vor Sieben nervös auf, um sich für das Treffen fertig zu machen. Kurz überlegt sie vor dem Kleiderschrank, entscheidet sich dann für einen gelben Rock und ein blaues Oberteil. Zum verabredeten Zeitpunkt, steht sie dann, Jacke schon angezogen, an der Tür und wartet darauf dass es klingelt. Schon ertönt das Signal, sie verlässt die Wohnung, schließt die Tür hinter sich ab und geht aufgeregt die Treppe hinunter. Vor dem Haus steht Dominik und wartet auf sie. Sie begrüßen sich mit einer kurzen Umarmung, Dominik macht ihr ein Kompliment für ihr Outfit und sie gehen los.
Nach zwanzig Minuten stehen sie bei Dominik vor dem Haus, treten hinein, gehen die Treppe hinauf und stehen schließlich vor seiner Wohnung. Dominik schließt die Tür auf, bittet Sarah noch draußen zu warten, nimmt ihr die Jacke schon einmal ab und verschwindet kurz in der Wohnung. Sarah wartet. Schon wird die Tür wieder geöffnet und sie kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, fällt bald um. Die Kerzen, die die Diele schmücken, brennen und aus dem Wohnzimmer klingt ihnen Bon Jovis Bed of roses entgegen. Langsam führt Dominik Sarah hinein und sie betreten das Wohnzimmer. Dort kommen Sarah beinahe die Tränen.
Hunderte von Kerzen schmücken den Raum, nicht nur an den Wänden hängen diese, auch auf dem Tisch sind einige aufgestellt und auch in und auf den Schränken tauchen die Kerzen den Raum in ein wahnsinnig romantisches Licht. "Dominik das ist ja Wahnsinn!" Überschwänglich umarmt sie ihn. "Ich danke dir! Womit habe ich das verdient?" "Dominik schaut sie an. "Ich möchte einfach dass es dir gut geht. Du bist nicht so wie die meisten anderen Mädels und das finde ich gut. Dennoch musst du solch ein Leid ertragen und das ist einfach nicht fair. Ich möchte dein Engel sein, der dir da raus hilft."
Sarah ist überwältigt. Noch einmal fällt sie Dominik um den Hals. "Du bist mein Engel. Der tollste Engel den ich kenne." Tränen laufen ihr übers Gesicht. "Danke dass es dich gibt." Dominik hält sie fest in seinem Arm. "Du bist die erste die so etwas zu mir sagt weißt du das? Ich hätte niemals gedacht von einer Frau jemals ein Kompliment zu bekommen." Sarah fällt darauf zunächst nichts ein, sie lächelt ihn nur an. "Die anderen Mädels waren einfach zu blind zu erkennen was für ein toller Mann du bist." sagt sie dann. Darauf lächelt Dominik: "Du bist süß." Er geht rüber zur Anlage, drückt ein paar Lieder weiter und es ertönt eine zärtliche Melodie die sich als >Beauty and the beast< von Celine Dion entpuppt.
"Junge Frau darf ich bitten?" hält Dominik ihr lächelnd die Hand hin. "Sehr gerne." Sarah ergreift die Hand, lässt sich von Dominik in den Arm ziehen und sie bewegen sich langsam zu der romantischen Melodie des Liedes. Verträumt legt Sarah ihren Kopf wieder auf Dominiks Schulter. "Sarah ich hab dich gern." flüstert Dominik ihr zu. "Ich hab dich auch gern Dominik." erwidert Sarah. Vorsichtig streichelt Dominik ihr mit der Hand über die Wange. Sarah genießt es, neigt ihren Kopf ein wenig. Dann schaut sie hinauf, Dominik erwidert den Blick, sie schauen sich in die Augen, können beide nicht mehr weg schauen. Beide scheinen in den Augen des anderen zu versinken.
"Ich habe etwas Angst." gesteht Dominik. "Warum?" "Dass ich mich womöglich in dich verliebe, du es aber nicht erwiderst. Warum solltest du auch. Bisher konnte mich ja noch keine Frau lieben." Gebannt schaut Sarah ihn an. "Warum sollte ich?" wiederholt sie seinen Satz ungläubig. "Dominik du bist ein toller Mensch, ein toller Mann, du hast alles was sich eine Frau wünschen kann, nur leider gerätst du immer an die falschen Frauen! Entweder an die, die einen reichen Mann oder ein Supermodel als Partner haben wollen oder an die, die überhaupt nicht an einer längerfristigen Beziehung interessiert sind!"
"Du findest also ich bin ein toller Mann?" "Ja das finde ich." "Habe ich auch das was du dir wünschst?" wird er nun mutiger und Sarah errötet für einen Moment. "Dominik du bist der tollste Mann den ich jemals kennen gelernt habe. Ich hätte niemals gedacht dass es einen Mann wie dich überhaupt gibt." antwortet sie dann. "Das heißt?" Nun kommt noch ein weiterer Rotton hinzu. "Na ja was soll das heißen." Sie fasst ein wenig Mut zusammen: "Du bist einfach für mich was ganz besonderes." Dominik lächelt und sie schauen sich wieder in die Augen. "Es freut mich dass ich für dich etwas Besonderes bin." Beide lächeln.
Endlich fasst Dominik seinen Mut zusammen, nähert sich ihr mit seinem Gesicht ein wenig. Sarah kommt ihm entgegen. Zärtlich streichelt Dominik ihr mit der Hand über die Wange. Nun kann Sarah ihr Verlangen nicht mehr zügeln. Vorsichtig gibt sie ihm einen Kuss auf den Mund, schaut ihm dann wieder in die Augen. Dominik schaut sie an. "Das träume ich doch jetzt." "Für einen Moment ist Sarah erschrocken weil sie nicht weiß wie sie den Satz deuten soll. "Aber wenn ich das träume dann soll es bloß keiner wagen mich zu wecken." grinst Dominik dann und Sarah strahlt.
Wieder streichelt Dominik ihr zärtlich über die Wange, küsst sie dann und sie versinken vollkommen, entschweben auf rosa Wolken. "Du ich habe mich in dich verliebt." gesteht Dominik ihr. Sarah strahlt über beide Ohren: "Und ich mich in dich." Lächelnd nimmt Dominik sie wieder in seinen Arm und Sarah kuschelt sich ganz eng an ihn. Wer hätte damit gerechnet dass ausgerechnet Dominik der Richtige für sie ist. Dass die Liebe sie auf ganz neue Wege führt. Wieder hat die Liebe ein wahres Wunder vollbracht und zwei Menschen zusammengeführt.
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